Eine Dose aus dem Service „Christmas Tree“

Eine Dose aus dem Service „Christmas Tree“

04.12.2023

Dose mit Tannenbaumdekor, Wächtersbach, 1977, gemarkt

Ab 1760 verbreitete sich Steingut aus England auf dem Kontinent und begann die aufwendiger herzustellenden Fayencen zu verdrängen. Dies änderte sich erst nach der verlorenen Seeschlacht Napoleons vor Trafalgar im Jahre 1805; Napoleon versuchte, durch eine Kontinentalsperre zwischen 1806 bis 1814, England wirtschaftlich zu besiegen. In dieser Zeit durften keine britischen Erzeugnisse nach Frankreich und den von Napoleon besetzten Gebieten, und dies waren weite Teile von Europa, ausgeführt werden.
Dies führte auf dem europäischen Festland zu Firmengründungen mit dem Ziel, Steingut herzustellen, das allein schon durch die niedrigeren Brenntemperaturen kostengünstiger war als Porzellan. 1832 wurde die „Waechtersbacher Steingutfabrik“ in Wächtersbach in Hessen auf Initiative der Familie des Prinzen zu Isenburg und Büdingen gegründet. Die Produktion wurde bald ins nahe gelegene Schlierbach verlegt, da es dort Vorkommen von weißem Ton, der hervorragend für die Herstellung von Steingut geeignet war, gab. Im Jahre 1874 trat Max Roesler in die Firma ein und brachte das Unternehmen zur Blüte. Ein großer Entwerfer der Steingutfabrik Wächtersbach war Christian Neureuther. Eine eigene Kunstabteilung entstand, in der die bekannten Jugendstil-Objekte der Manufaktur kreiert wurden. Nach dem 2. Weltkrieg konnte die Steingutfabrik an ihre hervorragenden Erfolge anschließen und zählte zu den herausragenden Fabriken in Deutschland. Auch Weihnachtsgeschirr wurde in Wächtersbach hergestellt, darunter das hier vorgestellte Motiv des Tannenbaums auf dem typischen Rot des Unternehmens. Das Ess- und Teegeschirr „Christmas Tree“ der Entwerferin Christiane Gunia entstand 1977 für den amerikanischen Markt. Es ist bis heute im Sortiment. Das Unternehmen dagegen war mehrfach insolvent und gehört heute zur Könitz Porzellan GmbH.

Abb.: privat