Weihnachtsteller (Detail), nach der Bescherung

Weihnachtsteller (Detail), nach der Bescherung

20.12.2023

Weihnachtsteller nach der Bescherung

Der Weihnachsteller ist aus derselben Serie wie der hinter dem 19. Fensterchen.  Lediglich das Abziehbildchen in der Mitte trägt ein anderes Motiv. Die Bescherung ist gerade vorbei, der Weihnachtsmann hat das Haus bereits verlassen. Er schaut durch das Fenster in die festliche Stube und freut sich am Glück der drei Kinder. Das Mädchen und der kniende Knabe tragen ein Matrosenkleidchen bzw. einen Matrosenanzug. Lange Zeit war er der Inbegriff von Kindermode. Eine Welle der Marinemodenbegeisterung setzte um 1846 ein. Damals wurde der populäre Maler F. X. Winterhalter beauftragt, ein Gemälde vom künftigen Prinzen von Wales (später König Edward VII.) zu fertigen. Der Fünfjährige trug für das Bild einen maßgeschneiderten Matrosenanzug. Das Entzücken über das Bild war enorm. So dauerte es nicht lange bis auch andere kleine adlige Knaben einen Matrosenanzug bekamen. Die folgenden fünfzehn Jahre verblieb das Kleidungsstück in den höfischen Kreisen. Ab den 1860ern übernahm ihn nun auch das Volk. Fast zur gleichen Zeit begann auch die Zeit der Matrosenanzüge im Deutschen Reich. Queen Victoria schenkte ihrem Enkel Wilhelm von Hohenzollern (der spätere Wilhelm II.) einen Matrosenanzug. Mittlerweile war die Photographie weit verbreitet und damit auch das Bild vom kleinen Wilhelm im Matrosenanzug. Zunächst verbreitete sich der Anzug in den höfischen Kreisen, um dann vom Volk übernommen zu werden. Der Siegeszug konnte starten. Ab den 1880ern kamen dann auch die ersten Kombinationen für die Mädchen hinzu. Um 1900 übernahmen sogar junge Damen den Matrosenkragen. Während der Regierungszeit Wilhelms II. hat die Matrosenkleidung wohl ihre größte Begeisterung in Deutschland erlebt. Von 1880 bis ca. 1930 ist das Kleidungstück in ganz Europa ein Phänomen gewesen, wie das Bild auf dem Teller belegt.

Abb.: privat, Sammlung Rosemarie Wiegand