Teller „Meiner lieben Mutter zum fröhlichen Weihnachtsfeste 1896“
16.12.2023
Teller „Meiner lieben Mutter zum fröhlichen Weihnachtsfeste 1896“, ungemarkt
Reservistika, individuelle Erinnerungsstücke an die aktive Militärzeit, haben ihren Ursprung und auch ihren Höhepunkt zur Kaiserzeit 1871 bis 1918. Damals herrschte ein großer Enthusiasmus für Vaterland und Militär, Soldaten genossen im Volk großes Ansehen. Man war stolz, den Militärdienst ableisten zu dürfen. Reservistika zeigten in eindrucksvoller Weise, dass man gedient hatte. Die Gegenstände wurden nicht selten in Vitrinen o. ä. ausgestellt. Unter Reservistika sind nicht nur Krüge zu verstehen; zur weiteren Ausstattung gehörten noch die entsprechenden Gläser, die unvermeidlichen Reservistenpfeifen, dann Reservistenteller und Reservistentassen sowie die Abschluss- und Erinnerungsfotos, die Reservistenbilder. Ein treuer Sohn namens Emil ließ diesen Reservistenteller 1896 als Weihnachtsgeschenk für die Mutter bemalen. Die Bemalung wurde frei Hand auf den Spiegel angebracht und zeigt Emil in Uniform am Kaffeetisch mit der Frau Mama in Begleitung zweier weiterer Regimentsangehöriger. Neben dem Namen nennt die Widmung auch die Einheit, in welcher Emil gedient hatte. Die mit Relief verzierte Fahne des Tellers ist zudem mit goldenen Ranken und Kanten geschmückt. Erst nach der Jahrhundertwende wurde es üblich, Abziehbilder zur Dekoration zu verwenden, die sich der zukünftige Reservist nach Motivvorlagen bereits zur Dienstzeit zusammenstellen konnte. Die Reservistika waren zur Zeit ihrer Herstellung sehr teuer.
Abb.: privat, Sammlung Rosemarie Wiegand